Engagement kennt keine Grenzen: Service Learning für Schüler*innen

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Auch Kinder oder Jugendliche können sich bereits ganz aktiv für das Gemeinwohl einsetzen – und dabei jede Menge Spaß haben. Umso wichtiger ist es, den Zugang zu Engagementangeboten niedrigschwellig zu halten und entsprechende Angebote abwechslungsreich zu gestalten - Stichwort „Lernen durch Engagement“.

Was es damit genau auf sich hat und wie gesellschaftliches Engagement und fachliches Lernen zusammenpassen, darum ging es in unserem spannenden Interview mit Dr. Simone Waldmann, Mitglied der Schulleitung der Berufsbildenden Schule (BBS) Bad Dürkheim. 

WSW: Frau Dr. Waldmann – wo sehen Sie als Mitglied der Schulleitung und Pädagogin einen Mehrwert darin, dass Schüler:innen sich engagieren und in gemeinnützige Projekte mit eingebunden werden?

SW: Mit anpacken, mit dabei sein, steigert das Selbstwertgefühl, die Selbstbestimmung und Selbsterfahrung der Schüler:innen. Sich in die Gesellschaft einbringen, heißt auch, erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Die Schüler:innen lernen, sich zu organisieren, erfahren, wie wichtig sie für die Gesellschaft sind und wachsen dabei auch zum Teil über sich selbst hinaus.

WSW: Sehen Sie eine Einbindung von Engagement in den Schulablauf und den Unterricht auch aus Sicht der Schule und der Lehrer:innen als sinnvoll an? Was lernen Schüler:innen denn in dem Zusammenhang, was auch für später relevant sein kann?

SW: Im Rahmen von Lernen durch Engagement oder Service Learning lernen die Schüler:innen vor allem auch sich selbst kennen, ihre Stärken und was ihnen Spaß macht. Das ist eine wesentliche Erfahrung für die spätere Berufsorientierung. Hier gilt es, die Trennung – morgens bin ich in der Schule und nachmittags lebe ich – aufzuheben. Erfolgserlebnisse zu haben, zu erfahren, dass mein Beitrag einen Unterschied macht, das erweitert den Horizont und verändert den eigenen Blick auf Gesellschaft und Gemeinschaft. Gleichzeitig ist das auch für Lehrer:innen eine tolle Sache. Wenn wir unsere Schüler:innen dazu befähigen können, sich konstruktiv in eine demokratische Gesellschaft zu integrieren, dann entlastet das auch ein Schulsystem und hat auch eine Rückkoppelung auf Schulatmosphäre und Verhalten untereinander. Auch hat sich gezeigt, dass die Fehlquote während der Projekttage zurückgeht, da den Schüler:innen klar ist, dass sie hier Verantwortung tragen.

WSW: Wie sieht das konkret an Ihrer Schule aus? Die BBS beteiligt sich ja seit 2011 an dem Bundesprogramm „Lernen durch Engagement“. Warum machen Sie das? Wo sehen Sie als Schule den Mehrwert?

SW: Wir sind schon immer auf der Suche nach Lernformen gewesen, die den Schüler:innen Freude bereiten, wo sich Emotion und das Kognitive verbinden. Man lernt ja am besten, wenn man dabei positive Emotionen hat und weiß, wofür man etwas macht. Hierfür bietet „Lernen durch Engagement“ eine relativ niedrigschwellige Option, da die jeweiligen Projektinhalte ja an den Unterricht angebunden sind.  Somit kann ich auch den Erfolg der Projekte in Verbindung mit einer nachhaltigen Verankerung von Lerninhalten direkt reflektieren.

WSW: Bei der ganzen Belastung, der Lehrer:innen ja sowieso schon ausgesetzt sind – ist da die Integration von Engagement in den Unterricht nicht noch ein zusätzlicher Aufwand und von daher eine zu große Hürde?

SW: „Lernen durch Engagement“ ist ja eine Methode, die ich groß aufziehen, aber auch als kleines Projekt integrieren kann. In der Bandbreite bin ich als Schule da erstmal variabel. Ich kann auch mit mehreren Kolleg:innen etwas zusammen machen – klassenübergreifend. Hier gilt es, flexibel zu sein, Ideen zu entwickeln und erstmal zu überlegen – was sollen die Schüler:innen denn nun lernen? Hier gilt die Devise – klein anfangen, größer wird es von selbst. Und für die Umsetzung der Projekte bietet sich natürlich auch an, mit der Kommune und lokalen Vereinen zu kooperieren, da die Projekte ja gemeinnützig sein sollen. Letztendlich ist das Wesentliche, den Schüler:innen das Gefühl zu vermitteln -  Du kannst was und Du hast Dir hier quasi „en passant“ Wissen und grundlegende Kompetenzen angeeignet.

WSW: Gibt es bei der Rückmeldung von beteiligten Schüler:innen einen gemeinsamen Tenor? Was melden Ihnen diese zurück?

SW: Durch die permanente Reflexion im Projektverlauf erhalten wir kontinuierlich Rückmeldung der Schüler:innen. Die wesentlichen Aussagen dabei sind: Schule kann auch Spaß machen, hier lerne ich etwas fürs Leben und Mensch zu sein, ich habe meine Stärken entdeckt, ich habe andere Menschen kennengelernt und meine Mitschüler:innen ganz anders wahrgenommen. Ich denke, wer Lernen durch Engagement ausprobiert und das Leuchten in den Augen der Schüler:innen gesehen hat, ist vom Mehrwert des Programms überzeugt.

Vielen Dank, Frau Dr. Waldmann! 

Sie haben als Schule Interesse an „Lernen durch Engagement“? Dann können die Freiwilligentage ein guter Einstieg sein. Hier erfahren Sie mehr.